Beschäftigte wehren sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen in einem Weddinger Hostel
Ein Stundenlohn von 65 Cent, fristlose Kündigung bei freigenommenen Tagen, Schimmel an den Wänden. Für die Angestellten des Hostels »Amadeus« in der Weddinger Brunnenstraße sind diese desaströsen Bedingungen Teil ihres Arbeitsalltages. Ehemalige und aktive Hostelangestellte wollen dies nun nicht länger kritiklos hinnehmen. Sie haben sich daher kurzerhand zusammengeschlossen, um so die Öffentlichkeit über ihre prekäre Lage zu informieren.
So wie die junge Frau aus Frankreich stammt die Mehrheit der Hostelangestellten aus EU-Mitgliedsstaaten. Mit Internetannoncen locken Jugendherbergen speziell diese Personengruppe mit auf den ersten Blick attraktiven Angeboten. Für ein wenig Arbeit im Haus wird Interessierten freie Kost und Logis versprochen. Tatsächlich winken vor Ort schlechte Löhne und Akkordschichten. Dabei betreibt das Hostelmanagement des »Amadeus« nicht nur eine auf maximale Kostenreduzierung ausgerichtete Geschäftsstrategie, sondern zumindest in der Vergangenheit auch eine diskriminierende Personal- und Gästepolitik.
So berichten mehrere ehemalige Angestellte, dass sie wiederholt Anweisung vom Manager bekamen, Menschen aus Rumänien, Bulgarien und Israel keine Zimmer zur Verfügung zu stellen. Auch Jobangebote galten für Bürger dieser Staaten offenbar nicht. »Bei dem Amadeus-Hostel handelt es sich sicherlich um einen besonders krassen Fall«, erläutert Christoph von der Berliner Erwerbsloseninitiative »BASTA!«, die den Protest der Hostelangestellten unterstützt. Von einem Einzelfall könne aber dennoch keine Rede sein. »In unsere Beratungsstunden kommen viele Menschen aus dem Gastronomie- und Tourismusbereich, die ganz ähnliche Geschichten erzählen«, so der Aktivist.
Tatsächlich appellieren die Hostelangestellten mit ihrem Protest auch an die Berliner Landespolitik. So müssen dringend Lösungen gefunden werden, wie die Menschen, die den für Berlin wirtschaftlich so wichtigen Tourismusbetrieb ermöglichen, auch angemessen an den Gewinnen beteiligt werden können.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/924280.urlaub-ohne-ausbeutung.html